ferdinand im morgenland

Annotation: Ferdinand reist dieses Mal mit seinem Teppich ins Morgenland und konsumiert dort nicht nur die fremde Kultur. Eine im besten Sinn reduzierte Geschichte, illustriert mit üppigen, gewalzten und collagierten Papierflächen.

Rezension: Es ist schon einige Zeit her, dass Ferdinand der Affe das erste Mal beschlossen hat, eine Reise zu machen. Damals fuhr er auf dem Motorrad, dieses Mal macht er sich mit dem Teppich unter dem Arm auf den Weg zum Flughafen. Das Reisevehikel gibt auch gleich das Ziel an: Es geht ins Morgenland, „da wollte er schon immer mal hin“. Er sucht nach einem ganz bestimmten Platz, an dem es alles gibt: Schlangenbeschwörer, Dichter, Akrobaten, Geschichtenerzähler, Zauberer, verschleierte Frauen, Kamele, Teppiche, Minarette, herrliches Essen, noch nie gerochene Düfte und ungehörte Klänge. Ferdinand genügt es nicht, die Besonderheiten des Morgenlandes nur zu konsumieren, er will den Menschen etwas zurückgeben und rappt daher seinen berühmten Affenrapp, der mit Begeisterung aufgenommen wird und ihn zufrieden und bereichert nach Hause zurückkehren lässt.
Die Bücher von Astrid Walenta und Maria Hubinger bestechen durch polare Gestaltung von Bild und Text. Den reduzierten, im besten Sinn einfachen Geschichten von Walenta setzt Hubinger üppige, fette und knallbunte Bildwelten gegenüber. Verwendete sie das letzte Mal vorwiegend Buntpapier für ihre Collagen, so inszeniert sie dieses Mal Papierflächen, die mit gewalzten Motiven, wie sie früher an Küchen- und Wohnzimmerwänden zu finden waren, bedruckt wurden. Diese Muster geben den Bildern einen ornamentalen Charakter, der schon vor der Reise ins Morgenland den Orient antizipiert, und die Illustrationen erhalten eine stoffliche Komponente. So üppig, bunt und dennoch differenziert ist das Bild, das uns Ferdinand von seinem Morgenland vermittelt. Nicht klischeehaft sondern traumhaft verzaubert ist diese Welt.
Wie schon bei „Ferdinand der Affe“ ist das Buch um eine weitere sinnliche Komponente erweitert. Es gibt eine CD zum Buch, auf der sich die lyrischen Texte von Lorenz Raab vertont finden. Die Liedtexte funktionieren aber auch wunderbar ohne Musik.

Nico Kalteis